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Straßenhund in Italien gefunden

 

Was tun, wenn Sie einen Straßenhund in Italien finden?
Quelle: SOS Strassenhunde und dem Tierschutzprojekt-Italien e.V. - 2013

 

Liebe Tierfreunde

Wir bekommen immer wieder Anfragen und Hilferufe von deutschen und Schweizer Urlaubern, die entweder kurz vor Ihrer Reise nach Italien wissen möchten, was zu tun ist, wenn sie einen Straßenhund finden, oder bereits wieder in Deutschland sind und uns dann um Unterstützung bitten.

Das stellt uns und die italienischen Tierschützer immer wieder vor große Herausforderungen, wenn man bedenkt, dass es alleine in Apulien ca. 100.000 Straßenhunde gibt, denen wir alle sehr gerne helfen möchten. Dies ist aber nur in Einzelfällen auch möglich.

Hier einige Tipps für Sie als Urlauber, die Sie beachten sollten:

 

Italiener sprechen kein Deutschluw-italienisch

Suchen Sie sich als aller erstes jemanden, der Ihnen vor Ort beim Übersetzen helfen kann, denn dies ist Voraussetzung dafür um überhaupt helfen zu können. Die meisten Italiener sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch.

Besitzverhältnisse klären!

Im Normalfall sind Straßenhunde im Besitz der Gemeinden und die Veterinärbehörden (ASL:http://it.wikipedia.org/wiki/Unit%C3%A0_sanitaria_locale#Elenco_di_ASL_italiane) verantwortlich für die Versorgung, Sterilisation und Chippung der Hunde.

Und: nicht jeder Hund, der auf der Straße herum rennt ist auch ein Straßenhund, denn auch viele Privathunde leben in Italien außerhalb des Hauses und verschaffen sich immer mal wieder Freigang auch ohne ihre Herrchen und Frauchen. Bevor diese Besitzverhältnisse nicht abgeklärt sind, sollten Sie keinen Hund von der Straße einfach mitnehmen, denn dies gilt möglicherweise als Straftat (Diebstahl).

Wenden Sie sich an einen Tierarzt, der überprüfen kann ob der Hund gechippt und entsprechend seinem Besitzer zugeordnet werden kann, oder an die entsprechende Gemeinde.

 

Helfen Sie direkt vor Ort – und nicht wenn der Urlaub vorbei ist!

Wenn Sie einen Straßenhund finden, dem geholfen werden muss, weil er entweder verletzt, krank oder sehr alt ist, so ist es sinnvoll sich direkt vor Ort um Hilfe zu bemühen, denn wenn Sie erst einmal wieder abgereist sind, so ist es schier unmöglich von Deutschland oder der Schweiz aus Hilfe zu organisieren.

Bei Fund eines verletzten oder augenscheinlich kranken Tieres sollten Sie dieses selbstverständlich umgehend selbst zu einem Tierarzt bringen und nicht warten!

Um zu verstehen warum es nicht möglich ist, jedem Straßenhund zu helfen, ist es wichtig zu verstehen, dass viele der Tierschützer in Italien auf sich alleine gestellt sind, keine finanzielle Unterstützung bekommen und täglich damit beschäftigt sind Straßenhunden zu helfen, sie zu versorgen und das Ganze auch noch privat zu finanzieren. Die Vorstellung, die wir aus Deutschland oder der Schweiz von Tierschutzvereinen oder Tierheimen haben, trifft hier leider in keinem Fall zu und doch gehen die Tierschützer 24 Stunden am Tag an ihre Grenzen um Tiere vor dem Verdursten oder Verhungern zu retten.

Diese freiwilligen Helfer dann mittels einer Wegbeschreibung hunderte Kilometer los zu schicken um nach einem Hund zu suchen, eine Pflegestelle zu finden, den Hund mit eigenen finanziellen Mitteln zu versorgen etc. halten wir, die die Situation vor Ort kennen, für keine optimale, faire und praktizierbare Lösung.

Es kann nicht zielführend sein, die Tierschützer in Italien mit der Bewältigung all dieser Probleme alleine zu lassen bzw. Hilfe einzufordern ohne Unterstützung anzubieten.

Wenn Sie sich aber noch vor Ort in Ihrem Urlaub befinden, so haben Sie selbstverständlich die Möglichkeit sich über Tierärzte oder die Gemeinde entsprechenden Rat einzuholen bzw. einen ansässigen Tierschutzverein zu kontaktieren.

Eine Übersicht italienischer Tierschutzvereine finden sie hier und auch hier.

Große Tierschutzorganisationen in Italien sind z.B. E.N.P.A. und OIPA. Die kleinen Vereine haben meist keine bzw. wenig Möglichkeit die Flut von Hilferufen finanziell und auch zeitlich abzufangen.

Wir verstehen, dass diese Situation für hilfesuchende Urlauber nicht befriedigend ist, jedoch sind die Tatsachen leider so, dass man nicht jedem Hund helfen kann.

 

Rufnummern für Hunde in Notnotruf

Dieses Jahr wurden in Italien zwei wichtige Telefonnummern eingerichtet, die man sich am besten noch VOR seinem Urlaub in Italien notieren sollte:

Grüne Nummer betreffend die Meldung von ausgesetzten Hunden und von Tiermisshandlungen: 0039 800 25 36 08

Team ausgesetzte Hunde ( Carabinieri ): 0039 3341051030

Sollten Sie ein italienisches Telefon haben, lassen Sie die 0039 einfach weg. Ob diese angekündigten Telefonnummern auch immer verlässlich funktionieren, können wir nicht versprechen, aber einen Versuch ist es wert.

Tierärztliche Notrufnummer : 199302118
Diese gilt derzeit in den Regionen : Toscana, Ligurien, Marche, Kampanien und Basilicata
Bis Dezember 13 soll sie auch in Piemont, Sardinien, Emilia Romangna und der Lombardei eingerichtet werden.

 

Straßenhund versus Tierheimhund

Für uns alle ist der Anblick von Straßenhunden, egal in welchem Urlaubsland, immer schrecklich. Diese Hunde sind auf sich alleine gestellt und haben keine Familie.

Genauso wie Sie möchten wir am liebsten jeden einzelnen Hund retten, doch dies ist nicht möglich und auch nicht zielführend wenn man etwas Grundsätzliches im Umgang mit den Tieren in Italien verändern möchte, da man das Problem ansonsten immer nur oberflächlich ankratzt. Gerade im Süden Italiens gibt es sehr viele Straßenhunde, man sieht sie an jeder Ecke, vor Lebensmittelläden oder Restaurants, herumirrend auf der Straße.

Diese Hunde haben jedoch eines: ihre Freiheit. Sie leben meist in Rudeln zusammen und versorgen sich und die Mitglieder des Rudels mit Abfällen, Essensresten oder eben Futter, was Ihnen die Tierschützer vor Ort zur Verfügung stellen. Je nach Region in Italien klappt die Versorgung der Straßenrudel gut oder weniger gut. Es ist richtig, dass viele der Hunde sterben, überfahren werden oder verhungern.


Im Gegensatz dazu steht, dass man diese Hunde einfangen lässt, z.B. weil Sie als Urlauber das Tier versorgt wissen möchten. Doch bedenken Sie eines dabei: die mitteleuropäischen Tierheime sind nicht mit denen zu vergleichen, die es in Italien gibt. Und so ist eigentlich das Gegenteil der Fall, denn folgendes passiert: Die Carabinieri bzw. die Hundefänger bringen das Tier zum örtlichen Tierheim (Canile) und in den meisten Fällen, gerade im Süden Italiens, erwartet diesen Hund dann ein 2×2 großer Zwinger, in den er schlussendlich lebenslang eingesperrt, kaum versorgt wird, in seinem eigenen Exkrementen steht und irgendwann aufgibt. Adoptionen von Hunden aus diesen Lagern gibt es selten. Sie sind auch oft nicht erwünscht. Siehe auch : http://www.tierschutzprojekt-italien.de/situation-in-italien2/

Solange der Kampf gegen derarte Canili anhält, muss man sich leider Gedanken darum machen welches Leben hier wirklich lebenswerter für die Hunde ist….und wie man langfristig das Problem angehen und somit die Situation ganzheitlich und damit auch für jeden einzelnen Hund verbessern kann!

 

Mitnahme eines Straßenhundes nach Deutschland/ Österreich/ Schweiz

Haben Sie den Punkt der Besitzverhältnisse geklärt, so sollten Sie beachten, dass einen Straßenhund aus Italien mit nach Hause zu nehmen auch Europäischen Reiserichtlinien unterliegt. Hunde, die aus Italien ausreisen, müssen gegen Tollwut geimpft, entwurmt, gechippt und einen EU Ausweis haben. Die Impfung des Tieres muss 21 Tage vor Ausreise des Hundes vorgenommen werden. Genauere Informationen herzu und auch die speziellen Bestimmungen für Reisen in ein Drittland (Schweiz) gibt es auf der Internetseite der Europäischen Kommission:http://ec.europa.eu/food/animal/liveanimals/pets/nocomm_intra_de.htm

Sollten diese Vorschriften nicht eingehalten werden, so kann es passieren, dass ihr neuer Freund bei Grenzüberschreitung bzw. am Flughafen in Quarantäne kommt.

Seien Sie sich bitte darüber im Klaren, dass ein Straßenhund bzw. ein Hund aus einem Canili vorher meist noch nicht in einer Familie gelebt hat und die Hunde sich nicht immer leicht in ihr neues Leben einfinden, da gerade Straßenhunde ein Leben in Freiheit gewöhnt waren.